Rätselhafter Rückgang der Impressionen in der Google‑Search‑Console

Viele Betreiberinnen und Betreiber von Websites haben Mitte September 2025 eine seltsame Entwicklung beobachtet: In der Google Search Console (GSC) brechen die Impressionen plötzlich ein, während die durchschnittliche Position steigt und die Zahl der Klicks stabil bleibt. Diese Diskrepanz verunsichert, denn weniger Impressionen könnten ein Hinweis auf schlechtere Sichtbarkeit sein – doch der organische Traffic bleibt meist unverändert. Wie lässt sich das erklären?
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Jonas Possin

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Inhaltsverzeichnis

In diesem Beitrag fassen wir die Erkenntnisse aus der SEO‑Community zusammen, recherchieren Hintergründe und geben praktische Empfehlungen. Der Rückgang der Impressionen in der Google Search Console ist kein Grund zur Panik, sondern ein Signal, die Messmethoden zu verstehen und sich auf die tatsächlichen Nutzerinnen und Nutzer zu konzentrieren.

Rückgang der Impressionen: Was ist passiert?

Anfang September 2025 hat Google eine kleine, aber folgenreiche Änderung vorgenommen: Die Option, 100 organische Ergebnisse pro Suchseite abzurufen, wurde abgeschafft. Bisher konnte man dem Such‑URL den Parameter &num=100 anhängen und so hundert statt zehn Ergebnisse auf einmal sehen. Viele Rank‑Tracking‑Tools nutzten diese Funktion, um schnell Daten aus den Ergebnislisten zu sammeln. Barry Schwartz wies darauf hin, dass der Parameter &num=100 keine hundert Ergebnisse mehr zurückliefert. Damit müssen Tools zehnmal mehr Abfragen starten, um dieselbe Datenmenge zu erhalten.

Gleichzeitig meldeten viele SEOs einen deutlichen Einbruch der Impressionen in der GSC. Brodie Clark beobachtete, dass die Desktop‑Impressionen vieler Websites stark sanken, während sich die durchschnittliche Position verbesserte. Auffällig ist der Zeitpunkt: Der 10. September 2025 war der Tag, an dem Google das Sammeln von 100 Ergebnissen stoppte und die GSC‑Kurven abstürzten.

Warum wirkt sich die Änderung so stark aus?

Der Schlüssel liegt im Messverfahren. Google zählt eine Impression, sobald ein Suchergebnis auf der aktuellen Seite sichtbar ist – selbst wenn niemand dorthin scrollt. Abrufen Rank‑Tracker standardmäßig 100 Ergebnisse, registriert die GSC auch eine Impression für Platz 99. Brodie Clark erläutert, dass eine Impression in der GSC nur dann erfasst wird, wenn das Ergebnis auf der aktuellen Seite eingeblendet wird. Normale Nutzerinnen und Nutzer sehen zehn Treffer pro Seite; Tools mit 100 Treffern pro Seite produzierten deshalb viele bot‑getriebene Impressionen.

Nach der Abschaffung von &num=100 können Bots keine hundert Ergebnisse mehr auf einmal abrufen. Dadurch entfallen die Impressionen für Position 11 bis 100. Folglich sinkt die Gesamtzahl der Impressionen, während die durchschnittliche Position steigt: Weniger „Low‑Ranking‑Impressionen“ verschieben den Durchschnitt nach oben.

Clark bemerkte zudem, dass der Rückgang vor allem den Desktop‑Traffic betrifft, weil die meisten Rank‑Tracker am Desktop arbeiten. Viele vermuten, dass Google so das Scraping einschränkt und die Daten bereinigt. Google selbst hat diese Theorie bislang nicht bestätigt.

Auswirkungen auf SEO‑Tools und Kosten

Die Abschaltung des Parameters betrifft nicht nur die Search Console, sondern auch viele SEO‑Werkzeuge. Mit &num=100 konnten diese 100 Ergebnisse mit einer Anfrage laden. Jetzt sind zehn Anfragen nötig – das vervielfacht den Aufwand und die Kosten. Einige Anbieter denken bereits darüber nach, nur noch die Top‑20‑Ergebnisse zu tracken oder ihre Preise anzupassen.

So deutete Tim Soulo von Ahrefs an, dass sein Tool künftig nur noch die ersten beiden Ergebnis­seiten auswerten könnte. Dadurch gibt es weniger Daten für Positionen jenseits von Seite 1 – doch das ist meist nicht dramatisch. Die meisten Klicks entfallen ohnehin auf die Top 10, und Positionen außerhalb der ersten beiden Seiten bringen kaum Traffic. BrightLocal betont, dass die realen Rankings unverändert bleiben und die Top‑10 weiterhin korrekt gemessen werden.

Weil die Datenerhebung jetzt zehnmal mehr Anfragen erfordert, steigen die Betriebskosten der Tools spürbar. Beobachter wie Gagan Ghotra sehen in der Änderung auch einen Versuch, Scraping und Datenmissbrauch einzudämmen. Kleinere Anbieter stehen vor der Wahl, höhere Kosten zu akzeptieren oder ihr Geschäftsmodell umzustellen.

Bots versus Menschen – was bedeuten die Daten?

Lange Zeit stellten viele SEO‑Analysen eine wachsende Lücke zwischen steigenden Impressionen und stagnierenden Klicks fest. Einige führten diese „Great Decoupling“ genannte Entwicklung auf die KI‑Overviews von Google zurück. Brodie Clark vermutet, dass ein Teil der zusätzlichen Impressionen schlicht von Bots stammte. Ruft ein Tool Ergebnisse bis Platz 100 ab, erzeugt es zahlreiche Impressionen ohne echte Nutzer.

Die Search Console liefert seit Mitte September wohl realistischere Daten. Practical Ecommerce weist darauf hin, dass die entfallenen „Impressionen“ in erster Linie URLs betreffen, die Bots gesehen haben. Die durchschnittliche Position steigt, weil nur noch Ergebnisse bis Platz 10 gezählt werden. Zwar bleibt die Datengrundlage für Platz 1 leicht verzerrt, weil Bots weiterhin die erste Seite abrufen, doch der Effekt ist geringer.

Für Webseitenbetreiberinnen und ‑betreiber ist wichtig zu wissen: Ihre Rankings sind nicht eingebrochen. Die Sichtbarkeit bleibt bestehen, und es handelt sich vor allem um eine Bereinigung der Statistik. In den Top 10 ändert sich nichts; diese Positionen liefern den Großteil des Traffics. BrightLocal bestätigt, dass nur die gemeldeten Impressionen sinken, die realen Rankings aber gleich bleiben.

Impressionen vs. Klicks – ein Beispiel

Die Grafik mit Beispielwerten zeigt, wie der Effekt aussieht: Die blauen Linien (Impressionen) bleiben bis zum 9. September stabil und fallen danach stark ab. Die orangefarbenen Linien (Klicks) bleiben konstant – ein Hinweis darauf, dass der Rückgang der Impressionen nicht mit einem realen Besucherrückgang einhergeht.

impressions_clicks_chart.png

Was tun?

Der Rückgang der Impressionen in der Google Search Console mag im Dashboard beunruhigend wirken. In der Praxis ändert sich für Ihre Besucherinnen und Besucher wenig. Diese Schritte helfen, die Entwicklung einzuordnen:

  • Daten prüfen: Vergleichen Sie GSC‑Zahlen mit Analytics oder Server‑Logs. Wenn die Besucherzahlen stabil sind, ist der Rückgang ein Mess­effekt.

  • Auf die Top‑Seiten fokussieren: Positionen jenseits der Top 20 bringen kaum Traffic. Konzentrieren Sie sich auf die ersten Seiten.

  • CTR beobachten: Prüfen Sie die Klickrate. Ein Einbruch der Impressionen bei gleichbleibenden Klicks kann sogar auf eine bessere Zielgruppen­fokussierung hinweisen.

  • Tools kritisch bewerten: Viele Rank‑Tracker liefern derzeit unvollständige Daten. Nutzen Sie mehrere Quellen und prüfen Sie, welche Informationen zuverlässig sind.

  • Gelassen bleiben: Es ist zu erwarten, dass Google die Reporting‑Methoden weiter anpasst. Schnelle Reaktionen sind selten nötig.

Häufige Fragen

Warum sinken die Impressionen plötzlich?
Der Rückgang hängt mit der Abschaffung des Parameters &num=100 zusammen. Dadurch werden nur noch zehn statt hundert Ergebnisse pro Seite erfasst; viele bot‑generierte Impressionen fallen weg. Die Besucherdaten bleiben stabil.

Beeinflusst der Rückgang der Impressionen mein Ranking?
Nein. Es handelt sich um eine Anpassung der Messung. Die Top‑Positionen werden weiterhin korrekt erfasst; der Einbruch betrifft vor allem bot‑bedingte Impressionen.

Was tun, wenn SEO‑Tools keine Rankings mehr anzeigen?
Viele Anbieter müssen ihre Datenabfragen anpassen, weil sie nicht mehr 100 Ergebnisse auf einmal auslesen können. Prüfen Sie, ob Ihr Tool ein Update anbietet, und konzentrieren Sie sich vorübergehend auf die Top 10 oder Top 20. Alternativ können Sie die GSC‑API oder spezialisierte Tools nutzen.

Fazit

Der Rückgang der Impressionen ist kein Alarmzeichen, sondern die Folge einer technischen Änderung bei Google. Durch die Einschränkung des Parameters &num=100 verschwinden vor allem bot‑basierte Impressionen aus den Statistiken. Das führt zu realistischerer Datengrundlage, auch wenn es kurzfristig zu Verwirrung führt.

Für die Suchmaschinenoptimierung gilt weiterhin: Relevante Inhalte, saubere technische Umsetzung und eine durchdachte Keyword‑Strategie bleiben zentral. Nutzen Sie die Gelegenheit, Ihre Daten kritisch zu hinterfragen und sich auf die Metriken zu konzentrieren, die wirklich zählen – Klicks, Conversions und zufriedene Nutzerinnen und Nutzer. Weitere vertiefende Informationen finden Sie in unseren Artikeln zur Backlink‑Analyse und zum Ausbau Ihrer KI‑Sichtbarkeit.

Quellen:

searchengineland.com

brodieclark.com

ppc.land

practicalecommerce.com

brightlocal.com